Blauzungenkrankheit (Bluetongue Disease, BTV)
Stand: 20.06.2025
Allgemeines
Die Blauzungenkrankheit (Bluetongue Disease, BT) ist eine meldepflichtige Viruserkrankung der Rinder, Schafe, Ziegen, Lamas, Alpakas und wildlebender Wiederkäuer und kommt fast weltweit vor. Das Virus weist zahlreiche Serotypen auf.
Für den Menschen besteht weder beim direkten Kontakt noch beim Verzehr von Milch- und Fleischprodukten Gefahr für die Gesundheit. Betroffene Tiere werden symptomatisch behandelt, eine Keulung des Bestandes wie bei anderen Tierseuchen ist nicht vorgesehen.
Klinik und Übertragung
Je nach Subtyp können die klinischen Symptome bei den einzelnen Wiederkäuerarten variieren. Die durch Mücken (Gnitzen) übertragene Krankheit führt bei betroffenen Schafen zu Fieber, Schleimhautrötungen und -entzündungen, erhöhtem Speichelfluss, Schaumbildung vor dem Maul sowie Nasenausfluss. Die Stauungserscheinungen im Bereich des Kopfes bzw. der Kopfschleimhäute sind für die Krankheit namensgebend (geschwollene, „blaue" Zunge). Ebenfalls können Rötungen am Kronsaum und Lahmheiten beobachtet werden. Eine direkte Übertragung des Blauzungenvirus von Tier zu Tier ist nicht möglich. Die Sterblichkeit bei Schafen ist vor allem beim vorherrschenden BTV-3 Typ stark erhöht. Die klinischen Symptome bei Rindern sind Entzündungen der Zitzenhaut und Schleimhäute im Bereich der Augenlider, Maulhöhle und Genitalien. Zudem treten Ablösungen von Schleimhäuten im Bereich der Zunge und des Mauls sowie Blasen am Kronsaum auf. Diese klinischen Erscheinungen können den Symptomen der Maul- und Klauenseuche (MKS) ähneln. Außerdem kann es zur Reduktion der Milchleistung kommen. Die Blauzungenkrankheit verläuft bei Rindern in der Regel deutlich milder als bei Schafen, einzelne Tiere können dennoch daran verenden.
Aktuelles
In den letzten Jahrzehnten kam es vor allem zu Ausbrüchen von Serotyp 1, 4, 6 und 8. Seit Herbst 2023 ist der Serotyp 3 vorherrschend, der sich seit Juli 2024 in mehreren europäischen Ländern Deutschland,
Niederlande,
Schweiz,
Italien,
Frankreich,
Dänemark,
Luxemburg,
Belgien, u.a.) explosionsartig verbreitet.
Mit der Bestätigung des Serotyps 3 in Vorarlberg und des Serotyps 4 in der Steiermark, der deutlich geringere Krankheitssymptome verursacht, wurde in ganz Österreich der Status „frei von Blauzungenkrankheit" ausgesetzt.
Impfung
Eine präventive Impfung ist für Serotyp 1, 2 ,4 und 8 bereits möglich.
Der Impfstoff für BTV-3 wurde in der EU im Jahr 2024 über eine Notzulassung für Rinder und Schafe genehmigt und wird von drei verschiedenen Herstellern produziert. Alle drei Hersteller haben mittlerweile eine zentralisierte EU-Zulassung. Obwohl noch keiner der Hersteller einen Immunitätszeitraum (Dauer der Schutzwirkung) bekannt gegeben hat, wird eine Wiederholungsimpfung ein Jahr nach der Grundimmunisierung bzw. idealerweise noch vor der kommenden Mückensaison empfohlen. Die Impfung reduziert die klinische Ausprägung der Krankheit, senkt das Sterberisiko und verringert die Dauer der Virämie. Geimpfte Tiere können allerdings trotzdem erkranken. Die Impfungen können bei den jeweiligen Bestandstierärzt:innen bezogen werden und sind auf eigene Kosten durchführen zu lassen.
Verbringungen
Mit den positiven Fällen in Vorarlberg und der Steiermark hat ganz Österreich den Status „BTV-seuchenfrei" verloren. Innerhalb Österreichs können empfängliche Tiere frei gehandelt werden, sofern die Tiere am Tag der Verbringung klinisch gesund sind. Für die Verbringung im Innergemeinschaftlichen Handel, gelten die Ausnahmeregelungen der einzelnen Mitgliedstaaten.
Weitere Informationen
Die novellierte Ausgabe der Blauzungenkrankheit-Bekämpfungsverordnung ist unter folgendem Link zu finden:
RIS - Blauzungenkrankheit-Bekämpfungsverordnung (bka.gv.at)